Männliche Hanfpflanzen erkennen

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Männliche Hanfpflanzen erkennen - Männliche Hanfpflanzen erkennen

Die Ampelkoalition hat entschieden, den Anbau, Besitz und Konsum von Cannabis unter bestimmten Umständen zu legalisieren beziehungsweise zu entkriminalisieren. Verläuft alles nach Plan, kannst du zum 1. April auch in Deutschland legal bis zu drei weibliche Cannabispflanzen anzubauen und zu besitzen. Die gute Nachricht: Dieses Datum erlaubt sowohl Outdoor- als auch Indoor-Züchtern noch mindestens eine Ernte in diesem Jahr einzufahren.

Damit du voll von der neuen Regelung profitieren kannst, solltest du die weibliche Hanfpflanze erkennen können, da nur sie das begehrte THC und andere Wirkstoffe wie CBD und weitere Terpene produziert. Mindestens genauso wichtig ist es aber, die männlichen Hanfpflanzen rechtzeitig zu erkennen, da sie nicht nur wertvollen Raum belegen, sondern auch deine weiblichen Pflanzen bestäuben können, was Züchter nur in den seltensten Fällen möchten.

Disclaimer: Derzeit (Stand: Februar 2024) ist der Anbau wie auch der Besitz von weiblichem Cannabis in Deutschland verboten.

viele weibliche hanfpflanzen

Wie unterscheiden sich männliche und weibliche Hanfpflanzen?

Hanf- oder Cannabis-Nutzer sind in der Regel nur an den weiblichen Pflanzen und ihrem Produkt – oft als Gras, Marihuana oder in gepresster Form als Haschisch bezeichnet – interessiert, da nur sie die typische bewusstseinsverändernde oder entspannende Wirkung verheißt. Natürlicherweise sind jedoch nur etwa die Hälfte der Samen weiblich und die andere Hälfte männlich.

Als zweihäusige Pflanze benötigt Hanf sowohl den männlichen Pollen als auch den weiblichen Blütenstempel, um sich fortzupflanzen. Wird eine weibliche Blüte vom Pollen einer männlichen Hanfpflanze bestäubt, beginnt sie Samen zu produzieren. Allerdings kostet dies die weibliche Pflanze viel Energie, die sie nicht in die Produktion von THC und Co. stecken kann. Befruchtete Blüten bringen zudem einen bitteren Geschmack in die Ernte und sollten.

Anbauer stehen deshalb regelmäßig vor dem Problem, die männlichen Pflanzen, bevor es zur Befruchtung kommt, auszusortieren. Ein weiteres Problem stellt der oft knappe Anbauraum dar: Die Aufzucht männlicher Hanfpflanzen kostet gerade im Indoor-Anbau viel Platz und Strom, die besser von weiblichen Pflanzen genutzt würden.

Die Kunst besteht daher darin, die männlichen Exemplare möglichst frühzeitig zu erkennen und zu entfernen – oder gleich auf feminisierte Samen zu setzen, bei denen der Züchter dir Samen bereitstellt, die zu mindestens 99 Prozent weibliche Pflanzen hervorbringen.

Anzeichen für das Geschlecht beim Anbau

Hanf-, Cannabis- oder Marihuana-Pflanzen wachsen zunächst einige Wochen, bevor sie in die Blütephase gehen. Ob es sich um männliche oder weibliche Pflanzen handelt, erkennst du daher erst nach der Wachstumsphase. Diese beträgt im Indoor-Anbau oft etwa 4 Wochen und wird durch die Umstellung auf eine Beleuchtungszeit von 12 Stunden beendet. Im Outdoor-Anbau sind die Tage in Deutschland erst etwa Anfang September kurz genug, um die natürliche Blüte einzuleiten.

Während der Wachstumsphase hast du leider keine Chance, das Geschlecht deiner Pflanzen zu erkennen. Dies ist erst in der sogenannten Vorblüte möglich. Etwa am zweiten oder dritten Tag nach dem Umschalten auf eine 12 zu 12 Beleuchtung (oder im Outdoor-Anbau je nach angebauter Sorte und Breitengrad: ab Ende August beziehungsweise einige Tage bis wenige Wochen, nachdem das natürliche Sonnenlicht unter 12 Stunden pro Tag gefallen ist) bilden die Pflanzen erste geschlechtsspezifische Merkmale aus.

Bei den männlichen Exemplaren bilden sich zunächst sehr dünne Säcke, die sich mit der Zeit mit Pollen füllen und anschwellen. Weibliche Pflanzen hingegen beginnen ihre Blütephase, indem sie helle Härchen (die sogenannten Blütenstempel) an den Knotenpunkten von Hauptstamm und abgehenden Ästen sowie in weiteren Verästelungen (sogenannte Internodien) produzieren.

infografik
 
Typische Unterschiede früh erkennen

In der Vorblüte sind die weiblichen Pflanzen besonders leicht zu erkennen: In den ersten Tagen der Blütephase bilden weibliche Cannabispflanzen ihre ersten Blütenstempel. Dabei handelt es sich um die bereits erwähnten weißen Härchen, die besonders im oberen Bereich der Pflanze in den Astgabeln zwischen Stamm und Seitentrieben erscheinen. Pflanzen, die dieses Merkmal nicht ausbilden, geraten in den Verdacht männlich zu sein und sollten genau beobachtet werden, um eine unerwünschte Bestäubung zu vermeiden.

Mit Sicherheit erkennst du eine männliche Pflanze an ihrem Blütenkelch beziehungsweise Pollensack. In der Vorblüte ist dieser jedoch noch sehr zart und kann ganz zu Beginn leicht übersehen oder sogar mit den weiblichen Blütenstempeln verwechselt werden. Lässt du noch wenige Tage vergehen, werden die Unterschiede jedoch sehr deutlich: Was man zunächst noch für grüne Härchen eines weiblichen Blütenstempels halten kann, wächst zu einem geschlossenen Pollensack heran, während die weiblichen Blütenstempel sich vermehren und dicker beziehungsweise robuster werden und schließlich dunkler verfärben.

Im Indoor-Anbau erkennst du das Geschlecht deiner Pflanzen daher bereits wenige Tage nach der Umstellung auf eine 12 zu 12 Beleuchtung relativ sicher, während die stetige Verkürzung der Sonnenstunden im Outdoorbereich auch zu einer langsameren Entwicklung der Geschlechtsmerkmale deiner Pflanzen führt. Entsprechend musst du sie ein paar Tage bis wenige Wochen beobachten, um das Geschlecht sicher zu erkennen.

Eine Bestäubung ist in dieser Phase normalerweise noch nicht möglich, sodass du die Vorblüte ohne Bedenken abwarten kannst, bevor du weibliche und männliche Exemplare voneinander trennen musst, um eine Befruchtung zu verhindern.

männliche pollensäcke einer hanfpflanze

Vorblüte künstlich einleiten?

Für alle Cannabiszüchter, die zwar auf reguläre Samen setzen, aber kein eigenes Saatgut produzieren wollen, gilt es, die männlichen Pflanzen möglichst frühzeitig auszusortieren. Lange vor der Gefahr einer Bestäubung der weiblichen Pflanzen, verbrauchen die männlichen Exemplare Raum, Nährstoffe und konkurrieren mit den weiblichen um die besten Lichtplätze.

Der häufig knappe Platz im Growschrank, Gewächshaus oder auf dem Balkon ist der Hauptgrund, die männlichen Pflanzen früh auszusortieren. Wer damit bis zur regulären Vorblüte wartet, muss sich mehrere Wochen (Outdoor sogar mehrere Monate) um die unerwünschten Männchen kümmern und verschenkt in der Regel Wachstumspotenzial bei den weiblichen Marihuanapflanzen.

Viele Grower bevorzugen es deshalb, die Vorblüte künstlich einzuleiten, um die Männchen zu identifizieren, auszusortieren und die weiblichen Cannabispflanzen anschließend zurück in die Wachstumsphase zu schicken.

Im Indoor-Anbau genügt es dazu, die Beleuchtung für wenige Tage auf 12 Stunden Helligkeit und 12 Stunden Dunkelheit umzustellen. Im Outdoor-Anbau muss hingegen eine künstliche Nacht mit 12 Stunden Dunkelheit erzeugt werden. Dies ist draußen eigentlich nur in Gewächshäusern oder durch ein sehr sorgfältiges Abhängen mit lichtundurchlässiger Folie oder Ähnlichem möglich.

Es gibt jedoch auch hier eine einfachere Lösung: Du kannst deine Pflanzen einfach nachts in die Wohnung holen und an einem dunklen Ort stehen lassen, bis du sie am nächsten Tag (nach mindestens 12 Stunden Dunkelheit) wieder in den Garten oder auf den Balkon bringst.

Bevor du die Vorblüte einleitest, sollten deine Pflanzen allerdings eine gewisse Größe und damit Robustheit erreicht haben. Erfahrene Grower empfehlen hier zu warten, bis etwa das vierte Blattpaar gewachsen ist und die Pflanze ca. 15 bis 30 cm hoch ist. Nachdem sich die Vorblüte gezeigt hat, kannst du die Männchen aussortieren und die verbleibenden Weibchen einfach durch eine Verlängerung der Lichtphase auf mehr als 12 Stunden zurück in die Wachstumsphase schicken, bis sie die gewünschte Größe erreicht haben. Eine künstliche Vorblüte gilt weithin als unbedenklich für die weitere Entwicklung deiner Pflanzen.

Ist es legal, männlichen Hanf anzubauen?

Derzeit ist der private Anbau von Cannabis in Deutschland untersagt. Dies gilt für männliche Pflanzen ebenso wie für weibliche. Zum 1. April 2024 plant die Bundesregierung jedoch den Besitz und auch den Anbau von bis zu drei weiblichen Pflanzen zu entkriminalisieren. Männliche Pflanzen spielen in dieser Rechnung voraussichtlich keine Rolle und werden dann unbegrenzt legal gezüchtet werden können – solange alle Vorgaben der dann gültigen Cannabis-Gesetzgebung eingehalten werden.

Was kann man mit der männlichen Cannabispflanze machen?

Männliche Cannabispflanzen und Nutzhanf produzieren nur sehr wenige psychoaktive Stoffe (THC, CBD und weitere Terpene) und sind daher für Cannabiskonsumenten eher uninteressant. Für die industrielle Verarbeitung hingegen eignet sich die männliche Hanfpflanze aufgrund ihrer weicheren Fasern hervorragend. Aus dem schnell wachsenden Nutzhanf werden vor allem Stoffe und andere Textilien hergestellt. Hobbyzüchter können aus der männlichen Cannabispflanze zudem gesunde Lebensmittel wie Saft herstellen.

Wie sieht eine erntereife Hanfpflanze aus?

Eine erntereife Hanfpflanze erkennst du am besten an der Trübung der Trichome, die als Härchen auf den Blüten wachsen. Sind etwa 10 Prozent bis zu einem Drittel der Haare bernsteinfarben und nur noch wenige Trichome klar, hast du den optimalen Erntezeitpunkt gefunden. Allerdings benötigst du zur Untersuchung der zarten Härchen mindestens eine Lupe, besser aber ein Mikroskop.

Als weitere Anhaltspunkte können dir
    • die Angaben des Züchters zur Dauer der Blütephase,
    • ein Anschwellen der Blütenkelche, die dadurch dichter erscheinen,
    • ein immer intensiver werdenden Geruch sowie
    • ein geringer werdender Wasserverbrauch
dienen. Beginne diese Anzeichen zu beobachten, sobald die Pflanze beginnt, sich herbstlich zu verfärben und ihre großen Fächerblätter beziehungsweise Sonnensegel abzuwerfen.

cannabis pflanze in voller blüte

Wie sieht eine bestäubte Cannabispflanze aus?

Wird die weibliche Hanfpflanze von männlichen Pollen bestäubt, beginnt sie mit der Produktion von Samen zur Fortpflanzung. Dieser Vorgang kostet sie viel Energie und reduziert die Produktion von THC und Co. erheblich. Ob deine Cannabispflanze bestäubt wurde, ist dabei nicht leicht zu erkennen.
Du musst dir die blühenden Knospen sehr genau anschauen. Sie bestehen aus mehreren Blütenkelchen, die ganz oder teilweise von sogenannten Deckblättern verdeckt und dadurch geschützt werden. Schwellen diese Deckblätter an, ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine Bestäubung. Greife dir in diesem Fall mit einer Pinzette diese Deckblätter und ziehe sie auseinander: Befinden sich Samen im Inneren, wurde deine Cannabispflanze befruchtet und sollte in den meisten Fällen unmittelbar geerntet werden, wenn sie überhaupt noch zu retten ist.

Ein weiteres Anzeichen findest du in einer dunklen Verfärbung der Blütenstempel (siehe oben). Im Verlauf der Blütephase verfärbt sich dieser bei unbestäubten Pflanzen immer dunkler und wird oft lila, orange oder rot. Bei einer bestäubten Blüte verfärbt sich der Blütenstempel hingegen nur im oberen Teil dunkel (braun-schwärzlich) und der ‘Stängel’ bleibt weiß oder hell.

FAQ

Im Folgenden werden einige häufig gestellte Fragen kurz beantwortet.

Wie viele Cannabispflanzen darf man in Deutschland besitzen?

Derzeit darf Cannabis in Deutschland nicht privat angebaut werden – das wird sich jedoch voraussichtlich zum 1. April 2024 ändern.

Was passiert, wenn eine Blüte nicht bestäubt wird?

Dabei handelt es sich um den gewünschten Verlauf, falls Cannabis zu Konsumzwecken angebaut wird. Die Blüten der weiblichen Cannabispflanze werden nicht bestäubt und wachsen dadurch weiter und produzieren hohe Mengen an THC, CBD und weitere wirksame Terpene.

Fazit

Wir hoffen, wir konnten dir mit unserem Ratgeber helfen, männliche Pflanzen rechtzeitig zu identifizieren, bevor sie die weiblichen Pflanzen bestäuben konnten. Weibliche Cannabispflanzen, die bestäubt wurden, beginnen Samen zu produzieren und stellen in der Folge nur noch wenig THC und Co. her. Geschieht die Befruchtung in einer frühen Phase der Blüte, kann dies deine gesamte Ernte ruinieren. Eine Befruchtung kurz vor der Ernte kann hingegen akzeptiert werden, da die gewünschten Wirkstoffe bereits produziert wurden.


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